
Hallo meine Lieben,
es ist mal wieder Sonntag und demnach Zeit für einen neuen Gedankenpost, diesmal geht es um das Thema Schuldgefühle und wieso ich diese ständig empfinde.
Ich bin ehrlich mit euch, heute sollte eigentlich ein ganz anderer Artikel online kommen, einen indem ich euch ganz euphorisch von all dem erzähle, was ich im Amazonas gelernt habe und wie sehr mir die Zeit gefallen hat. Tatsache ist aber, dass ich gerade stark mit mir hadere. Neben einer kurzen „Heul-Session“ und der stetigen Frage „Wieso fühle ich mich gerade so scheiße?“, sitze ich hier nun vor meinem Laptop und mache das was ich am besten kann in solchen Situationen – Mir den Frust von der Seele schreiben.
Die guten alten Schuldgefühle
Ganz ehrlich, ich weiß nicht wieso ich mich so fühle, wie ich es gerade mache. Wieder einer dieser Beweise, dass das Leben nicht aufhört wenn man reist. Auch wenn so viele Menschen denken, dass du die ganze Zeit nur super coole Dinge machst und dein „High-Life“ lebst, ist es nicht die Realität. Obwohl die schön aufgehübschten Instagram Bilder es so aussehen lassen, sieht es manchmal eben so aus wie bei mir gerade.
Ich bin eine Verfechterin der Gefühle, vor allem diesen Gefühlen die Freiheit zu geben sich zu entfalten. Seien es Glücksgefühle oder das Gefühl der Leere, der Trauer, des Frustes oder sonst was. Meiner Meinung nach kann man diese Gefühle nur hinter sich lassen, wenn man diese auslebt, so lange bis sie immer weniger werden und wir sie vollends verarbeitet haben. Das mache ich scheinbar gerade mit meinen Schuldgefühlen.
Lustigerweise wollte ich diesen Artikel schon vor Monaten schreiben, als ich in Panama war. Denn schon da haben mich diese Schuldgefühle und das Gefühl all das hier nicht verdient zu haben. Konsequent zu warten…auf den großen Boom, bis mein Kartenhaus zusammenbricht und ich mich wieder in dem Loch befinde, indem ich gestartet bin. Das hört sich gerade furchtbar negativ an und ja ist es auch, wer sagt denn dass das Leben nur Sonnenschein ist und wir alle mit einer gesunden Psyche das Leben bestreiten.

Alles nur Ablenkung
Als Jemand, der schon früh mit der eigenen Psyche zu kämpfen hatte (nein ich nehme das Wort „Depression“ nicht in den Mund, da es meiner Meinung nach zu oft benutzt wird und demnach die Wirkung verloren hat), wie bestimmt Viele von euch auch. Bin ich mittlerweile sehr darauf fixiert wie ich mich fühle, wieso es so ist und wie ich es gehen lassen kann. Wie meine Uroma immer so schön sagt, „Jedes Problem kann selber gelöst werden“, natürlich schließt das keine schweren psychischen Störungen ein, aber das Prinzip kann ich so unterschreiben, aus diesem Grund arbeite ich auch täglich an mir.
Wieso hat es mich nun aber Monate gekostet diesen Artikel endlich zu schreiben? Die Antwort ist – ABLENKUNG! Mit all unseren Problemen ist es doch so, dass sie erträglicher werden, sobald wird uns mit anderen Dingen beschäftigen und unser Bewusstsein anderweitig stimulieren. In meinem Fall ist es die Arbeit, wie ich schon mehrmals erwähnt habe, liebe ich das Gefühl von Produktivität (so deutsch…) und nutze es viel zu oft, um mich von den wahren Dingen im Leben abzulenken. Doch in Situationen wie diese, weiß ich, dass noch was in mir schlummert, das wartet verarbeitet zu werden.
Wieso habe ich Schuldgefühle?
Ehrlich Antwort – Weil ich das Gefühl habe, dieses Leben wie ich es nun lebe nicht verdient zu haben. So einfach ist die Antwort und so traurig zugleich. Ich weiß, dass ich verdammt großes Glück habe, ich bin unsagbar dankbar, doch vor allem seit ich in Süd Amerika bin, schmerzt mir das Herz. Ich wurde durch meine ehrenamtliche Arbeit sehr oft in Situationen gebracht, in denen ich Menschen kennengelernt habe, mit denen das Schicksal es nicht gut meinte. Zudem treffe ich regelmäßig andere Reisende in Hostels, die den ganzen Tag damit verbringen Armbänder auf der Straße zu verkaufen für fast nichts oder ganze Familien sitzen auf der Straße (viele von Venezuela) und verkaufen Bonbons und Lollis für 5-10 Cent das Stück.
Und ja, ich fühle mich schuldig, verdammt schuldig sogar, da ich in keinster Weise dieses Leben mehr verdient habe als andere oder „besser“ bin oder was auch immer. Es gibt keinen Grund warum ich dieses Leben so leben darf. Ich habe nichts wildes geleistet, bin ein absoluter Normalo und war einfach nur so glücklich in einem sicheren Land und in einer guten Familie geboren worden zu sein.
Vor allem fühle ich mich schuldig, wenn ich mich in Situationen ertappe, in denen ich meckere (okay es liegt in meinen Genen, immerhin bin ich Deutsche). Ich ertappe mich im kompletten Zwiespalt zu sein, beispielsweise arbeite ich im Moment extrem viel. Da ich selbstständig bin, sagt mir Niemand „Jetzt arbeitest du und jetzt hörst du auf“, keiner gibt mir Richtlinien, sondern ich bin mein eigener Boss. Was verdammt gut ist und ich kann mir mein Leben auch nicht anders vorstellen, doch das bedeutet auch, dass ich überdurchschnittlch viel vor dem Laptop sitze. In solchen Situationen, in denen ich das Gefühl habe, meine Zeit auf Reisen nicht ausreichend genießen zu können ertappe ich mich, wie ich mit mir selber kämpfe.
Ich denke, dass ich meine Zeit hier auch nutzen sollte und nicht wenn ich nach Jahren an diese Zeit denke, mich nur vor dem Laptop wieder finde. Auf der anderen Seite, kommen die Schuldgefühle, denn ich weiß dass es ein absolutes Privileg ist online Arbeiten zu können und dennoch zu „reisen“. Wie viele Menschen liebend gerne mit mir den Platz tauschen würden und ich mich daher nicht so anstellen sollte. Stattdessen sollte ich, so wie ich es für so lange Zeit schon getan habe, lieber die Zähne zusammenbeißen und arbeiten. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dies ein typisches Problem bei Selbstständigen ist, nicht unbedingt Menschen auf Reisen, sondern generell. Man versucht das eigene Business zu etablieren und hat Probleme sich anzuhalten und mal Luft zu holen. In dieser Zeit könnte ja was passieren oder es könnte dem Geschäft schaden mal „Nein“ zu sagen.

Und die Lösung?
Ich denke auch hier ist das Ziel eine Balance zu finden. Meine Schuldgefühle so zu akzeptieren wie sie sind und vielleicht sogar diesen etwas Positives abzugewinnen, denn sie sind zugleich auch ein Zeichen dafür, dass mir bewusst ist, dass ich ein wunderbares Leben führe und dieses zu schätzen weiß. Das ich Dankbarkeit zeigen und mit meiner ehrenamtlichen Arbeit so gut es geht zurückgeben kann. Und natürlich mir weiterhin den Frust von der Seele zu schreiben, denn es hat mal wieder geholfen!
Update: Ich habe das Gefühl als schulde ich euch ein Update, da ich eben spazieren war und 2 Dinge realisiert habe. Zum Einen muss ich raus aus meinem Kopf, das ist natürlich nichts neues und kann definitiv spaßig werden, wenn ich bald mein Vipassana Retreat beginne. Zum Anderen nur weil ein Mensch Bonbons auf der Straße verkauft oder sonstigen Tätigkeiten nachgeht, die wenig Gewinn bringen, heißt es nicht dass diese Person unglücklich ist. Glück kann man nicht anhand von Einkommen ausmachen, das merke ich doch gerade selber. Mehr Arbeit macht mich nicht glücklicher.
Ich sollte mich demnach nicht schlecht oder gar schuldig fühlen. Wer weiß wie die Geschichte dieser Menschen aussieht, vielleicht ist es genau das was sie gerne machen möchten oder nur eine vorübergehende Situation. Ich kann den Leuten nur vor den Kopf gucken und sollte mir demnach keine Gedanken zusammenspinnen.
Wie steht ihr zu diesem Thema? Mehr Gedankenposts könnt ihr hier finden!
Super schöner Gedankenpost. Und mit deinem letzten Unterpunkt merkt man ja eigentlich schon wie reflektiert du selbst darüber denkst und das ist der erste und beste Weg dort rauszukommen.
Ich kenne das nur zu Gut dieses Gefühl. ABer man muss einfach daran halten das es eben so ist. Man kann sich ja nicht aussuchen in welches Land oder Familie man reingeboren wird und das wichtigste ist einfach das Beste daraus zu machen. Und ich glaube das tust du bereits 🙂
Liebe Grüße aus Australien
Pauline <3
https://mind-wanderer.com/2019/05/04/life-update-starting-to-work-youtube-my-plans/
Oh wow ein sehr intensiver Post!
Ich liebe es deine Texte zu lesen und kann mich da immer gut reinversetzen.
Liebst, Sarah
Ich weiß ganz genau was du meinst. Obwohl ich nicht selbstständig bin und mich gerade in einer (Arbeits-) Situation befindet in der ich nicht ausreichend geordert und somit nicht sehr glücklich bin, kann ich nur soviel sagen, das du keine Schuldgefühle brauchst oder haben musst, aber es gut ist sich dessen bewusst zu werden. Dein letzter Absatz „Die Lösung“ gefällt mir am Besten. Sei einfach dankbar für dein Leben und dass du gesund bist. Manchmal habe ich das Gefühl als würden wir das als zu selbstverständlich ansehen. Klar, kann das Leben manchmal grausam und hart sein, aber es gibt für alles eine Lösung habe ich bereits früh gelernt und das möchte ich dir auch weitergeben. Egal wie tief wir sinken, es gibt immer eine Lösung oder zumindest eine Zwischenlösung, die einen ein Stück voran bringt.
Tu was für dich und tu was für andere – und das Glück wird sich vermehren.
Liebe Grüße
Anne